Die nierenkranke Katze


Die Nieren sind für den Körper lebenswichtig. Sie scheiden Stoffwechselendprodukte mit dem Urin aus, halten den Flüssigkeitshaushalt aufrecht, regulieren den Blutdruck und schütten Hormone aus, die für die Menge der roten Blutkörperchen verantwortlich sind. Funktionieren die Nieren nicht optimal, so treten ernsthafte Krankheitssymptome auf.

Glücklicherweise verfügen sie über eine sehr große Reservekapazität. Mehr als 2/3 des Nierengewebes müssen verloren gehen, bevor deutliche Probleme auftreten. Dies bedeutet aber auch, dass bestehende Nierenerkrankungen oft lange unbemerkt bleiben und ein Tier mit deutlichen klinischen Symptomen schon schwer krank ist.



Was sind die Symptome einer Nierenfunktionsstörung?


Eine Nierenfunktionsstörung ist eine langsam fortschreitende Erkrankung und ist relativ häufig. Betroffen sind fast immer ältere Katzen im Alter von über 9 Jahren.


Typische Symptome sind:


  • allmählicher Gewichtsverlust
  • vermehrtes Trinken und häufiger Urinabsatz
  • glanzloses, ungepflegtes Fell
  • verringerter Appetit
  • Geruch aus dem Maul
  • möglicherweise Erbrechen (und Durchfall)
  • später Teilnahmslosigkeit



Da die Symptome, vor allem zu Beginn, eher unspezifisch sind und sich im Laufe der Zeit schleichend entwickeln, bleiben sie oft unbemerkt. Oft denkt der Besitzer, die Veränderungen hingen damit zusammen, dass die Katze alt werde. Ein Tierarztbesuch findet häufig erst dann statt, wenn regelmäßiges Erbrechen dazu kommt.


Das Erbrechen wird durch Abfallprodukte verursacht, die sich durch die eingeschränkte Entgiftungsleistung der Nieren im Blut ansammeln und die Magenschleimhaut angreifen. Außerdem verursachen sie Übelkeit, so dass die Katze nicht mehr fressen mag. Das vermehrte Trinken, welches nierenkranke Tiere zeigen, spült das System vermehrt durch und kann weitere Symptome lange verschleiern. Irgendwann ist die Konzentration der Abfallprodukte im Blut schließlich so hoch, dass ein Ausgleich nicht mehr möglich ist und es zu Symptomen einer stärkeren Vergiftung, wie Erbrechen oder Teilnahmslosigkeit, kommen kann.



Wie kann die Tierärztin eine Nierenschädigung diagnostizieren?


Die beste Möglichkeit eine Diagnose zu stellen, ist die Untersuchung einer Blutprobe. Bei der Blutuntersuchung achtet die Tierärztin besonders auf die bei einer Nierenerkrankung relevanten Werte. In dem man ihre Höhe bestimmt und sie gegeneinander abwägt, kann man sich ein Bild von der Funktionsfähigkeit der Nieren machen.


Eine Urinuntersuchung ist ebenfalls nützlich. Sie zeigt in der Regel, dass der Urin sehr dünnflüssig ist, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, den Urin zu konzentrieren. Außerdem können weitere Stoffe im Urin erkrankter Katzen gefunden werden, die dort bei intakter Nierenfunktion nicht nachweisbar sind.


Bildgebende Verfahren, wie Ultraschall oder Röntgen, können durchgeführt werden, um Veränderungen in Form, Struktur oder Lage der Nieren darzustellen.



Wie wird eine Nierenschädigung behandelt?


Wenn das Nierengewebe einmal zerstört ist, kann es nicht wiederhergestellt werden. Es gibt somit kein Medikament, das eine Nierenschwäche heilen kann. Dennoch gibt es Einiges, was man tun kann, um die Lebensqualität eines nierenkranken Tieres zu verbessern und das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen:


Durch die Fütterung eines Spezialfutters für nierenkranke Tiere können Sie die Belastung des verbleibenden Nierengewebes reduzieren und so das Leben der Katze verlängern. Da die meisten Abfallprodukte des Stoffwechsels aus dem Abbau von Eiweiß in der Nahrung stammen, ist es wichtig, die Eiweißzufuhr auf die Menge zu beschränken, die die Katze benötigt - und nicht mehr. Es wird Eiweiß mit einer so genannten „hohen biologischen Wertigkeit“ verwendet, was heißt, dass der größte Teil davon vom Körper verwertet werden kann. Es ist zudem wichtig, die Menge an Phosphor zu begrenzen, denn dieser Mineralstoff belastet die Nieren am meisten.

Da viele nierenkranke Katzen sehr schlechte Fresser sind, kann es zudem von Vorteil sein, Nassfutter zu füttern. Durch den intensiveren Geruch ist dies häufig etwas verlockender.


Die richtige Ernährung ist einer der wichtigsten Punkte in der Behandlung einer Nierenerkrankung. Es gibt aber auch eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln auf dem Markt, die zusätzlich unterstützen können. Ein Beispiel hierfür sind die so genannten Phosphatbinder. Sollte das Spezialfutter bei dem erkrankten Tier keine Akzeptanz finden, können Phosphatbinder (über das Futter gegeben) eine Aufnahme von Phosphor aus dem Futter in den Körper reduzieren.


Zusätzlich besteht die Möglichkeit, durch den Einsatz bestimmter Medikamente, die Begleiterkrankungen einer Nierenschädigung zu behandeln. Im Einzelfall werden wir dies individuell mit Ihnen besprechen.


Sobald die Diagnose gestellt ist, wird die Tierärztin (abhängig vom Zustand der Katze) vorschlagen, ihr für 1-2 Tage Infusionen zu geben, um die Abfallprodukte aus dem Blut zu spülen. Dadurch fühlen sich viele Katzen schnell wesentlich besser. Manche werden allerdings nach kurzer Zeit rückfällig, andere nicht.



Wie sieht die Zukunft Ihrer Katze aus, wenn sie eine eingeschränkte Nierenfunktion hat?


Es ist schwierig, den Krankheitsverlauf eines Nierenpatienten vorherzusagen.

Wenn die Nierenprobleme bereits zu einem Zeitpunkt erkannt werden, an dem die Nierenwerte nur mäßig erhöht sind und dann konsequent das richtige Futter gefüttert wird, besteht für viele Katzen eine deutlich höhere Lebenserwartung, als wenn die Nierenerkrankung erst später entdeckt wird. Allerdings kann ein genauer Zeitrahmen nie angegeben werden, da dies sehr individuell ist.


Bei Katzen mit sehr offensichtlichen Symptomen und stark erhöhten Werten kann es sehr schwer bis unmöglich sein, diese wieder in den Griff zu bekommen, sodass in solchen Fällen zum Wohle des Tieres auch eine Euthanasie ratsam sein kann.


Zwischen diesen beiden Extremen finden sich gelegentlich "Nierenkatzen", die sich weigern, neues Futter zu fressen, aber ihr gewohntes Futter noch gut aufnehmen. Sobald diese sich durch die Flüssigkeitsbehandlung beim Tierarzt erholt haben, setzen sie ihr Leben fort und leben länger, als man es erwartet hätte - allen Widrigkeiten zum Trotz.



Warum kommt es bei Katzen zu Nierenversagen?


Es ist nicht sicher bekannt, warum Nierenschäden bei unseren Katzen so häufig sind. Trotz intensiver Forschung ist immer noch wenig über die Auslöser bekannt. Da Katzen jedoch Fleischfresser sind und große Mengen an Eiweiß zu sich nehmen, geht man davon aus, dass die Nieren stark belastet werden.

Da die Katzen heute viel älter werden als in der Vergangenheit, könnte beides zusammen einen Teil der Ursache ausmachen.


(Quelle: www.vetfamily.de)